Geschichte

1977

Da die Vorstellungen im Kommunalen Kino Weiterstadt bei strahlendem Sonnenschein teils nur von 3 Zuschauern besucht wurden und dies den Veranstaltern, die das alles aus Freude am Kino ehrenamtlich organisierten, keinen Spaß mehr machte, beschloß man kurzerhand, nach draußen zum Publikum umzuziehen (»wenn das Publikum nicht zum Kino kommt, kommt das Kino zum Publikum«) und organisierte eine Freiluftvorstellung von »Pink Floyd in Pompeji« im nahegelegenen Braunshardter Tännchen. Und da man sich nun schon die Arbeit machte, eine Leinwand (aus Dachlatten und Lackfolie) und den Filmprojektor (auf einem Kleinbus stehend) in den Wald zu bringen, beschloss man, das Programm für diesen Aufwand etwas länger zu gestalten und ein paar eigene kurze Super-8-Produktionen vorneweg zu zeigen. Das Filmfest dauerte 1 Tag.

1978

Erstaunlicher Weise war das Publikum im Vorjahr hauptsächlich von den kurzen Eigenproduktionen beistert, da es so etwas ansonsten nicht zu sehen bekam. Der Wunsch nach mehr wurde erfüllt! Das Fest ging über 2 Tage.

1979

Immer mehr Publikum will die Filme sehen, immer mehr Filmemacher wollen ihre Filme in Weiterstadt zeigen. Erstmals sind auch Filmemacher zu Filmen anwesend, die nicht aus Weiterstadt stammen, das Festival wurde auf 4 Tage verlängert.

1980 – 1982

Das Filmfest dauert 4 Tage, eine steigende Anzahl an Filmen wird gezeigt.

1983

53 zumeist S-8-Filme sind im Programm.

1984

59 S-8 Filme und ein 16mm-Film, Do-Sa Abendprogramm im Tännchen, Fr+Sa nun auch ein Mittagsprogramm im Kino, So Best-Of-Programm; Filme aus dem ganzen Bundesgebiet und erstmals auch aus der Schweiz.

1985

Über 70 S-8-Filme, Do-So Abendprogramm im Tännchen, Fr-So Mittagsprogramm im Kino (16-19 Uhr), Mo Best-Of-Abschlußprogramm; Filme auch aus Jugoslawien und Niederlande. Die Open Air Leinwand wird auf 35qm vergrößert. Erste Förderung durch die Hessische Filmförderung.

1986

Erstes gebundenes Programmheft (vorher wurden die Zettel in Handarbeit geheftet), 10jähriges Jubiläum. Erste Projektunterstützung durch die Hessische Filmförderung. Erstmals ist im Nachmittagsprogramm auch Videoprojektion vertreten. 16mm-Film nehmen ca 25% des Programmes ein. Erstmals ist Tony Hill von der University of Derby in Weiterstadt und präsentiert seinen »downside up«. Der Ausnahmefilmkünstler ist in den folgenden Jahren oft in Weiterstadt und verschafft dem Festival dadurch zusätzliche Popularität bei Publikum und in der Fachwelt.

1987

Tony Hill ist mit mehreren Filmprogrammen, Performance und Mehrfachprojetion wieder in Weiterstadt dabei, nachdem es ihm im Vorjahr in Weiterstadt so gut gefallen hat. Von da an sind britische Filme in Weiterstadt regelmäßig nach deutschen Beiträgen am stärksten vertreten. Die Anzahl der Performances im Programm nimmt stark zu.

1988

Bis einen Monat vor Beginn des Filmfests ist durch die schwierige Finanzlage ungeklärt, ob und in welchem Rahmen das Filmfest stattfindet. Schließlich kann es durch eine kurzfristige Finanzspritze in vollem Umfang durchgeführt werden, Do-So ab 20 Uhr im Tännchen, Fr-So ab 14 Uhr im Kino, Mo das »Best of« im Kino. Knapp über die Hälfte der Filme im Programm sind noch im Super-8-Format. Der Zuschauerzuspruch ist auf ca. 800 pro Tag gestiegen.

1989

Die Zahl der Filmanmeldungen steigt auf 150. Die Hessische Filmförderung unterstützt das Festival mit 40000,- DM. Der Super-8-Film scheint stark am Abnehmen zu sein. Tony Hill bietet einen Workshop an, der restlos überlaufen ist; die Ergebnisse werden zum Abschluß des Festivals präsentiert.

1990

Die Anzahl der Super-8-Anmeldungen steigt wieder: von 164 Anmeldungen wurden 96 auf Super-8, 50 auf 16mm, 5 auf 35mm und 13 auf Video gedreht. Durch den großen Zuschauerzuspruch laufen die Toiletten über (Sickergrube), ab dem Folgejahr sind die Toiletten kanalisiert.

1991

Im Tännchen wurde von der Gemeinde Weiterstadt ein fester Projektionsstand eingerichtet. Es sind geringfügig mehr 16mm- als Super-8-Filme im Programm, die Anzahl der 35mm-Filme und Videos nimmt zu. Die Filmemacher müssen sich daran gewöhnen, daß die Wahrscheinlichkeit, mit einem Film in Weiterstadt abgelehnt zu werden, mittlerweile genauso groß ist wie die, aufgenommen zu werden. Eine Gruppe von Filmemachern aus Kiev will nach dem Putsch nicht zurück in die Heimat, sondern in Weiterstadt bleiben. Glücklicher Weise beruhigt sich die Lage bald und die Filmemacher reisen nach ein paar Tagen doch ab.

1992

Über 200 Filmanmeldungen mit einer Gesamtlaufzeit von über 41 Stunden. Da die Videoanmeldungen stark zunehmen, dehnt sich das Nachmittagsprogramm auf 14 Uhr bis fast 20 Uhr aus. Ein Sturm beschädigt Gerüst und Leinwand, schnell wird für Ersatz gesorgt. Trotz des Unwetters und der langen Zwangspause bleiben auch an diesem Abend noch ca. 200 Zuschauer da.

1993

Super-8 ist nur noch mit einer ab da etwa gleichbleibenden geringfügigen Anzahl im Programm vertreten. Die neue Leinwand auf neuem Gerüst ist erstmals 60qm groß.

1994

Etwa 300 Filmanmeldungen erreichen das Festival, erstmals werden am Sonntag Abend die Preisträger des (1.) Satirischen Kurzfilmtags Rüsselsheim präsentiert. Die Hessische Filmförderung unterstützt das Festival mit 48000,- DM, das ist der Höchststand.

1995

Die hessische Förderung geht auf 40000,- DM zurück. Erstmals greift das Festival auf Firmensponsoring zurück. 300 Filmeinsendungen (darunter Sammeleinsendungen beispielsweise von Filmhochschulen mit bis zu 20 Filmen). Mit einer Retrospektive wird 30 Jahre Super-8-Film (1965-1995) gefeiert. In einer englischen Filmzeitschrift ist erstmals vom »Woodstock of Shortfilms« die Rede, diese Bezeichnung wird in der Folgezeit gerne verwendet.

1996

Vom zeitlichen Rahmen hat das Programm seinen heutigen Umfang fast erreicht: der Spätfilm am Sonntag startet nun auch erst um 25:00 Uhr, das Nachmittagsprogramm läuft von 13:00 bis 19:30 Uhr. Ca. 350 Filmeinreichungen mit einer Gesamtlaufzeit von insgesamt 58 Stunden. Zum 20. Jubiläum bietet das Filmfest eine Retrospektive mit Highlights aus den Anfangsjahren. »Quest« ist der vierte Film in der Geschichte des Filmfests, der hier gezeigt wird, bevor er ca. ein halbes Jahr später mit dem Oscar ausgezeichnet wird. Die hessische Förderung geht auf 36000,- DM zurück.

1997

374 Filmeinreichungen aus 24 Ländern, 167 Filme werden ausgewählt. Die hessische Förderung geht auf 30000,- DM zurück. Im Abendprogramm erstmals mehr 35mm Filme als 16mm Filme. Am Samstag Abend findet zum ersten Mal der Wettbewerb um den Weiterstädter Filmhirsch für den besten Super-8-Film statt, der in Publikumswahl vergeben wird und neben der Trophäe mit Filmmaterial incl. Entwicklung für neue Projekte verbunden ist. Damit soll dem fast nicht mehr existentem Format, mit dem das Festival begründet wurde, neuer Aufschwung gegeben werden, gleichzeitig aber der Geist des Festivals ohne hochdotierten Wettbewerb bewahrt bleiben.

1998

503 Filmeinreichungen aus 29 Ländern und 6 Kontinenten sind eine enorm gestiegene Anforderung an die Auswahljury. Der Rückgang der hessischen Förderung auf 25000,- DM wird kompensiert, indem Skoda Auto als Kulturpartner und mit der Software AG und MBF Filmtechnik weitere Sponsoren zu den bereits vorhandenen (Darmstädter Brauerei, Kinotechnik Stumpf) gefunden werden. Dennoch ist das Festival finanziell immer in einem Engpass. Gesamtzuschauerzahl zwischen 8000 und 9000.

1999

543 Filmeinreichungen aus 39 Ländern beschäftigen die Auswahljury mit einer reinen Filmlaufzeit von 157 Stunden (wozu noch die Diskussionen über die Filme kommen) – 169 Filme werden für das Programm ausgewählt. Erstmals stehen die USA auf Platz 2 in der Anzahl der Filmanmeldungen, England fällt auf 3 zurück. Erstmals baut das Festival auf dem BMX-Gelände neben dem Braunshardter Tännchen ein Circuszelt auf, in dem die Nachmittagsveranstaltungen stattfinden. Das Kinozelt stößt bei Publikum, Filmemachern und Presse gleichermaßen auf große Begeisterung. Es wird von der Hessischen Filmförderung mit 24800,- DM Projektförderung zusätzlich gefördert. Erstmals findet ein Parallelprogramm an zwei unterschiedlichen Orten gleichzeitig statt. Allerdings wurden hier sehr unterschiedliche und vorwiegend lange Filme sehr sorgfältig gewählt und parallel gesetzt, die bestimmte Zielgruppen ansprechen. Die Gesamtzuschauerzahl des Festivals liegt bei über 9000 (trotz mäßigen Wetters am Samstag Abend). Mittlerweile sind unter den Festivalgästen sehr viele Mitarbeiter aus Organisationsteams anderer Festivals, neben Deutschland u. a. auch aus Mailand / Italien und Tampere / Finnland. Filmemacher aus diversen europäischen Ländern und den USA sind anwesend. Die Leinwand wird auf 72qm vergrößert.

2000

Filmanmeldungen aus 46 Ländern und mit der überraschenden Tendenz, dass erstmals wieder mehr Film (35mm, 16mm, wenig Super-8) als Video angemeldet wird. Vermutlich beschäftigen sich einige der bisherigen Videofilmer mit neuen digitalen Medien und dem Internet. Neben den USA und England etabliert sich Niederlande als regelmäßig stark vertretene Nation (sowohl bei der Einreichung wie bei der Auswahl der Filme). Auch im Langfilmbereich erhält das Festival immer mehr internationale Anmeldungen, u. a. Filme mit Richard Chamberlain, Willem Daffoe und Patsy Kensit, die aus Zeitgründen nicht mehr in das Programm aufgenommen werden konnten. Im Programm zahlreiche Weltpremieren (z. B. »The Egg« aus Taiwan), Europapremieren (z. B. »My American Grandmother« -Irak/USA) und Deutschlandpremieren (z. B. »Death of a Dog« – USA, Regie: Paul Hipp, Produktion: Abel Ferrara). Zu 71 der 211 Filme im Programm waren Gäste angereist, um ihre Filme vorzustellen, u.a. aus Taiwan, USA, Rumänien, Slowakei, England, Italien, Niederlande. Die im Vorjahr erprobte Struktur mit Filmzelt, Umgestaltung des Open Air Geländes und Parallelprogramm im Kino wird beibehalten und in Details verfeinert; die Projektionshütte im Tännchen umgebaut. 4. Super-8-Wettbewerb um den Weiterstädter Filmhirsch, der in Publikumswahl vergeben wird. Die Finanzlage ist eng wie eh und je, als zusätzlicher Sponsor konnte Phillips gewonnen werden. Erstmals findet neben dem Kinderkino-Kurzfilmprogramm im Zelt (Samstag vormittag) auch eine Jugendvorstellung mit Schulgruppen am Freitag vormittag statt, in der den Jugendlichen die für sie ungewohnten Filme des Filmfests näher gebracht werden, über die Organisation des Festivals berichtet wird und Filmemacher etwas über ihre Arbeit erzählen. Die starke Zunahme an Kurzfilmseiten im Internet bringt verstärkt auch Filmeinkäufer nach Weiterstadt.

2001

Das 25jährige Jubiläum. Die Unterstützung durch die Hessische Filmförderung wird um 12000,- DM gekürzt. Erstmals steigt die Zahl der S-8-Filmanmeldungen wieder deutlich. Die Anzahl der Hessischen Filmanmeldungen sinkt im Vergleich zum Vorjahr deutlich (von 134 auf unter 100). Das Filmfest erhält 536 Einsendungen aus 43 Ländern, darunter sind immer mehr große Sammelpakete u. a. von Filmhochschulen, die bis zu 22 Filme (Kunsthochschule für Medien, Köln, als größter Einsender im Jahr 2001) enthalten. 185 Filme werden für das Programm ausgewählt, zu 85 der Filme sind Gäste anwesend – aus Deutschland, Slowakei, England, Venezuela, Tschechische Republik, Dänemark, Rumänien, Iran, Frankreich, Slovenien. Den 5. Weiterstädter Filmhirsch für den besten Super-8 Film gewinnt »Hänsel«, damit hat Michael Götz bereits zum zweiten Mal den Preis nach Hause nehmen können. Für Filme, die auf dem Filmfest laufen, wird es in der Folge ein gutes Jahr. Das Filmfest zeigt im August 2001 u. a. »For the Birds« (Oscar bester Animations-Kurzfilm, März 2002), »Staplerfahrer Klaus« (exground Kurzfilmpreis, Nov 2001 / Kurzfilmpreis der deutschen Filmkritik, 2002), »Flatsch« (2. Preis Satirischer Kurzfilmtag Rüsselsheim, Juni 2002 – der 1. Preis, »Tour Eifel«, lief bereits auf dem 24. Open Air Filmfest Weiterstadt, 2000), den abendfüllenden slovenischen Spielfilm »Zadnja vecerja« (Regiepreis »goEast«, April 2002).

2002

6. Weiterstädter Filmhirsch für »Schirmherrschaft« (Kyne Uhlig, Nikolaus Hillebrand). Der Film »die rote Jacke« aus dem Freitag-Zeltprogramm gewinnt fast ein Jahr später den Studen-tenoscar. Die Unterstützung durch die Hessische Filmförderung steigt auf 30.000,- Euro. Das Filmfest ist Mitglied im »Hessischen Verbund der Filmfestivals« und in der »AG Kurzfilm«.